Ist das Kunst? Dann muss das weg.

Washington crosses the Delaware
Emmanuel Leutze starb im Jahr 1868. Deshalb kann sein Monumentalgemälde „Washington crossing the Delaware” ohne Weiteres abgelichtet werden. Bei jüngeren Kunstwerken werden hingegen oft happige Lizenzgebühren fällig.
Foto: Michael Ebert


Das Urheberrecht treibt zuweilen merkwürdige Blüten. Wer kommt schon auf die Idee, dass es problematisch sein könnte, den Vorstandsvorsitzenden vor dem Picasso aus der hauseigenen Kunstsammlung abzubilden? Ist es aber, denn die Erben des Malers können für die Ablichtung des Werkes Geld verlangen. Erst im Jahr 2043, 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers, werden die Werke „gemeinfrei”, wie es im Fachdeutsch heißt und können von jedermann genutzt werden.

In Deutschland kümmert sich die Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst um die Wahrnehmung der Rechte zahlreicher Künstler. Und deren Tarife sind insbesondere bei der Online-Nutzung nicht ohne. Je nach Art der Nutzung liegen sie bei 30 bis 500 Euro – pro Monat für ein einzelnes abgebildetes Kunstwerk.

Das dass keine reine Theorie ist, mussten in letzter Zeit gerade Museen erfahren. Der Kunstblog MUSERMEKU hat sich des Themas angenommen. In einem Interview stellt Roland Nachtigäller, Leiter des Museums Marta im ostwestfälischen Herford, fest: „Der Aufwand ist dermaßen hoch geworden, dass wir eine eigene Abteilung nur für die Klärung von Bild-, Ton- und Textrechten aufbauen könnten, der zudem ein nicht unerhebliches Budget zugewiesen werden müsste.”

Selbst für die Dokumentation einer Ausstellung im Internet werden Lizenzgebühren fällig. Dabei sind die einzelnen Werke oft nur briefmarkengroß zu sehen. Ein virtueller Rundgang, um Besucher anzulocken, wird so zum teuren Unterfangen. Was für Museen gilt, trifft auch für Unternehmen zu, in deren Räumen Kunstwerke hängen. Bei den Möglichkeiten, die heute die Bildersuche im Netz bietet, bleibt nichts mehr unentdeckt. Es kann also leicht eine Rechnung der Verwertungsgesellschaft folgen, wenn die Ansicht des kunstgeschmückten Firmenfoyers auf der Homepage steht.

Museumsleute mahnen eine praxisgerechtere Lösung an. Bis es aber so weit ist, kann es nur heißen: „Das ist Kunst. Das muss weg.”